Romanian Retrospective: Above all in the Myth of Eternal Distance 8.-16.7.22

Einzelausstellung des rumänischen Künstlers Lao Pi vom 8. bis 16. Juli 2022.

Ölgemälde und Skulpturen – auf der Suche nach dem Geheimnis des Metaphysischen.

Vernissage Freitag, 8. Juli – 18 Uhr bis open End
Finissage Samstag, 16. Juli – 16 bis 20 Uhr
Öffnungszeiten täglich: 15-19 Uhr
Eintritt frei

Für den rumänischen Künstler Lao Pi (*1946) ist es die letzte Chance, seine Kunst über die Grenzen seiner eigenen Heimat hinaus in einer Umgebung fernab seiner vertrauten Kultur zu präsentieren.

Vom 8. – 16. Juli 2022 zeigt das Atelier CTOЛ in Kassel eine besondere Auswahl seiner Werke, die vor allem in den letzten zehn Jahren entstanden sind. 

Lao Pi nennt seine Kunst vertikal – von der irdischen Welt nach oben in die Unendlichkeit des Himmels aufstrebend. Wenn alles Weltliche unsere Natur ist, worin besteht dann die Kraft der Imagination und Phantasie, wie lassen sich halluzinatorische Eingebungen in unserer Wirklichkeit erfahrbar machen?

Lao Pi versteht seine Kunst als „vertikal“

Kompakte, abstrakte Ölgemälde bilden im Zusammenspiel mit figurativen Holzskulpturen eine Übereinkunft in Farbe, Form und Material. Im ersten Moment düster und dunkel, erzählen gerade die Schatten und die Kontraste von der Hoffnung und dem Metaphysischen des Lebens. Symbolische Elemente erinnern an die unendliche, mystische Weite unseres Daseins. Lao Pi‘s Interesse für Metaphysik ist auch auf das Hinterfragen des Göttlichen zurückzuführen. 

1977 studiert Lao Pi an der Kunstuniversität Cluj-Napoca. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits aktiv als Künstler und über die Stadt hinaus bekannt. Früh entdeckt er seine Leidenschaft für die Arbeit mit Holz und seine Angewohnheit, Gegenstände aus dem Alltag als Untergrund für seine Ölmalerei zu verwenden. Es findet ihn stets das passende Objekt, welches zur Leinwand wird oder nach Umformung ruft. Als ausgesprochen kreativ in diesem Zusammenhang können die „Stay-on-tab“-Verschlussringe von Getränkedosen genannt werden: Er hängt seine fertigen Bilder mit dem von Coca-Cola so genannten „bleibt-dran“-Verschluss an die Wände.

Oben und unten: Eindrücke vom Atelier

Inmitten kommunistischer Blockbauten, ist sein Atelier in der Strada Alexandru Vlahuță 63 im westlichen Stadtzentrum von Cluj-Napoca ein magischer Ort. Hier arbeitet und lebt Lao Pi seit den 1980ern gemeinsam mit weiteren Künstler*innen seiner Generation. Aber auch etwas auswärts auf dem Land, wo er seinen Familienwohnsitz hat, ist ein Ort der Inspiration für ihn. 

Wohnhaus auf dem Land

Wie seine Kunst, so ist auch sein Wesen geprägt von Extremen. Er stellt sich dem Leben ebenso zuversichtlich, humorvoll und offen für das Neue, wie auch nervös, skeptisch und getrieben von einem kritischen Blick auf die gesellschaftliche Gegenwart. Durch seine Faszination für die Schönheit alles Vergänglichen, ehrt er das Lebendige und wahrt zugleich den nötigen Respekt für die Schnelllebigkeit und das Endliche. Als Vater von acht Kindern hat er selbst oft genug erfahren müssen, wie plötzliche Veränderungen und nicht absehbare Zufälle ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebenslaufes sind und sich oft der Kontrolle entziehen. 

Dabei zu sein, wenn er mit den unterschiedlichsten Gegenständen (Glasscherben, Messerklingen, Schmirgelpapier u.v.m.) seine Skulpturen aus einem vermeintlichen Nichts erschafft, und wie diese dabei nach und nach lebendig werden, als hätten sie eben noch geschlafen – ist, als würde sich Zeit und Raum entschleunigen und das Material zum meditativen Innenhalten einladen. Die ewige Wiederkehr ist dabei lediglich ein Motiv, dass für Lao Pi eine besondere Anziehungskraft birgt, stellt er doch unaufhörlich die Frage nach dem Individuum als ein ruheloser Geist im Universum, das stets auf einem unsicheren Terrain wandert. Der Surrealismus ist daher auch eine Bewegung, der sich Lao Pi verbunden fühlt. 

Während seiner ruhelosen Streifzüge durch die Straßen seiner vertrauten Stadt und Wälder in der Umgebung, wird deutlich, wie viel überschüssige Energie in seinem Körper und Geist schlummern. Mit über 75 Jahren bewegt er sich körperlich wie mental noch immer kraftvoll und aufrichtig durch den Lauf der Tage. An seiner Seite ist bis ins Innerste spürbar, welche unendliche Nähe sich in greifbarer Ferne für jeden von uns entdecken lässt. 

Text und Fotos: Ronja Ewald

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